Mittwoch, 13. August 2025

Wir haben die folgenden positiven (โœ…) und negativen (โŒ) Punkte beobachtet:

โœ…Angesichts der mangelnden Fortschritte in den letzten neun Tagen mobilisierten die betroffenen Gemeinschaften gemeinsam mit Verbรผndeten vor Beginn der dritten Plenarsitzung vor Dutzenden von Journalisten und forderten laut und deutlich: Nutzt eure Macht, nutzt eure Stimme, um ein starkes Plastikabkommen zu erzielen.

โœ… Wรคhrend der Plenarsitzung รคuรŸerte eine Vielfalt von Lรคndern ihre Unzufriedenheit mit dem Entwurfstext des Vorsitzenden. Mehr als 80 Lรคnder, angefรผhrt von Kolumbien, die mit hoher Ambition in die Verhandlungen gehen, machten deutlich, dass der Text des Vorsitzenden als Verhandlungsgrundlage inakzeptabel ist, da wichtige Bestimmungen fรผr ein starkes Abkommen fehlen.

โœ…Wรคhrend einer Aktion zu Beginn des vorletzten Verhandlungstages รผbermittelten IPEN- und Zivilgesellschafts-Vertreter*innen den Delegierten eine klare Botschaft: Unsere Gesundheit liegt in Ihren Hรคnden; schรผtzen Sie unsere Gesundheit, verbieten Sie giftige Chemikalien in Kunststoffen.

โœ…Am spรคten Abend hielten Gruppen, die mehr Gerechtigkeit einfordern, eine Pressekonferenz ab, in der sie betonten, dass die Verhandlungen die im Stich lassen, die am stรคrksten von den Ungerechtigkeiten und Schรคden durch die Kunststoffproduktion und -verschmutzung betroffen sind.

โŒ Nur eine Stunde vor Beginn der dritten Plenarsitzung legte der Vorsitzende einen Entwurf fรผr einen Text vor, der von vielen Mitgliedstaaten abgelehnt wurde. Dem Vorschlag fehlen die wichtigsten Bestimmungen, die ambitionierte Lรคnder, indigene Vรถlker, vom Plastik betroffene Gemeinden, Wissenschaftler*innen und zivilgesellschaftliche Gruppen seit Beginn dieses Prozesses gefordert haben. Die Begriffe โ€žChemikalienโ€ und โ€žWiederverwendungssystemeโ€ kommen nicht vor, MaรŸnahmen zur Produktionsreduzierung wurden nicht aufgenommen, und die Formulierungen zu menschlicher Gesundheit, Just Transition und Menschenrechten sind schwach. Darรผber hinaus fehlt in dem Entwurf eine Formulierung, die den Lรคndern eine Abstimmung auch ohne Konsens ermรถglichen wรผrde. Dies kรถnnte den kรผnftigen Fortschritt der Umsetzungsphase untergraben. Kurz gesagt: Der Entwurf des Vertragstextes bleibt hinter der UNEA-Resolution 5/14 zurรผck.

โŒ In der Plenarsitzung schlug der Vorsitzende trotz der รผberwรคltigenden Zahl von Lรคndern, die den neuen Text entschieden ablehnten, weiterhin ein Treffen mit den Delegationsleitern vor, um den neuen Vorschlag zu erรถrtern. Nach heftigen Auseinandersetzungen รผber die vorgeschlagene Tagesordnung einigten sich die Lรคnder schlieรŸlich darauf, heute Abend regionale Konsultationen und mรถglicherweise morgen eine Sitzung der Delegationsleiter plus einem weiteren Vertreter abzuhalten, um sowohl den neuen als auch den bisherigen Vorschlag zu erรถrtern.

โŒ Die Notwendigkeit, รผber den Konsens als Entscheidungsmechanismus hinauszugehen, bleibt weiterhin ein unausgesprochenes Problem. Die Lรคnder scheinen in den Verhandlungen festgefahren zu sein.


Champion des Tages

Der Champion des Tages geht heute an die mehr als 80 Lรคnder, die den Textentwurf der Vorsitzenden abgelehnt haben und weiterhin fรผr ein Abkommen kรคmpfen, das eine gerechte Transformation gewรคhrleistet, die Gesundheit schรผtzt und unseren Planeten vor einer zunehmenden Plastikproduktion bewahrt. Viele bezeichneten den Text als inakzeptabel.

Neuer Textvorschlag des Vorsitzenden: โ€žScheiternโ€œ, โ€žVerratโ€œ, โ€žKapitulationโ€œ 

Als Reaktion auf den enttรคuschenden neuen Entwurf verรถffentlichten mehr als zwanzig Rechteinhabergruppen Erklรคrungen, in denen sie ihn als โ€žeinen eklatanten Rรผckschritt, der das Mandat der UNEA 5/14 verrรคtโ€œ (GAIA/BFFP Africa), โ€žeinen gefรคhrlichen Rรผckschrittโ€œ (Azul) sowie โ€žein politisches Versagen, sich der Situation zu stellenโ€œ (Environmental Investigation Agency) bezeichneten. Das Center for Coalfield Justice verurteilte den Entwurf des Abkommens als โ€žpeinlichen, dreisten Verrat an den Gemeinschaftenโ€œ, wรคhrend das International Indigenous Peoplesโ€™ Forum on Plastics (IIPFP) ihn als โ€žhoffnungslose Kapitulation vor der fossilen Brennstoffindustrieโ€œ bezeichnete und darauf hinwies, dass der Entwurf Menschenrechte, einschlieรŸlich der Rechte indigener Vรถlker, nicht berรผcksichtigt und indigene Vรถlker zum Schein einbezieht und zum Schweigen bringt. 

Das Schweigen brechen

Nur wenige Minuten nachdem der Vorsitzende des INC den neuen Entwurf des Abkommens verรถffentlicht hatte โ€“ in dem die wichtigsten Bestimmungen zur wirksamen Bekรคmpfung der Plastikverschmutzung fehlen โ€“ veranstalteten die betroffenen Gemeinden eine Aktion direkt vor dem Plenarsaal. Diesmal erhoben die Menschen laut und deutlich ihre Stimme und forderten ambitionierte Lรคnder auf, โ€žihre Macht und ihre Stimme zu nutzen, um die Plastikverschmutzung fรผr die Gemeinden, unseren Planeten und zukรผnftige Generationen zu beendenโ€.