Gemeinsame Presseinformation von Exit Plastik und der #WeChooseReuse-Kampagne der Break Free From Plastic-Bewegung vom 12. Oktober 2022

Zivilgesellschaft, Unternehmen und Städte fordern von der EU mehr Einsatz für Mehrweg, um Verpackungen, Abfall und Umweltverschmutzung zu reduzieren

Zivilgesellschaft, Unternehmen und Städte fordern von der EU mehr Einsatz für Mehrweg, um Verpackungen, Abfall und Umweltverschmutzung zu reduzieren

Die Break Free From Plastic Kampagne, #WeChooseReuse, übergibt Unterschriften an EU-Vizepräsident Frans Timmermans im Vorfeld der Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle

Brüssel, Belgien – Bürger*innen, Unternehmen, Städte und Nichtregierungsorganisationen in ganz Europa fordern die EU auf, Rechtsvorschriften zu verabschieden, die Mehrwegsysteme unterstützen, um Ressourcenverbrauch, Abfall und Umweltverschmutzung zu verringern und eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Bei einer Aktion vor dem Europäischen Parlament in Brüssel am 12. Oktober 2022, wird die Break Free From Plastic-Bewegung die im Rahmen der europaweiten #WeChooseReuse-Kampagne gesammelten Unterschriften an den Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, und die Europaabgeordnete Fréderique Ries übergeben.

Weshalb dies drängender denn je ist, erklärt Carla Wichmann, Koordinatorin des deutschen zivilgesellschaftlichen Bündnisses Exit Plastik: “Die Vermeidung von kurzlebigen Verpackungen und effektive Mehrwegsysteme in ganz Europa würden den Ressourcenverbrauch, den Verpackungsabfall und die Umweltverschmutzung erheblich reduzieren und gleichzeitig dazu beitragen, den Öl- und Gasverbrauch zu senken. In Deutschland entfällt fast ein Viertel des industriellen Gasverbrauchs auf die Plastikproduktion. Beim Thema Einwegplastik-Verpackungen besteht hier ein erhebliches Einsparpotenzial.”

Die Übergabe der Unterschriften markiert einen bedeutenden Meilenstein von #WeChooseReuse. 100.875 Einzelpersonen, 165 Nichtregierungsorganisationen, 295 Unternehmen und 34 Kommunen haben das #WeChooseReuse-Commitment unterzeichnet und damit gezeigt, dass die EU-Politik der wachsenden Nachfrage nach Mehrwegsystemen in ganz Europa nachkommen muss.

Fast alle Branchen sind von Einwegverpackungen abhängig, wobei Plastik eines der wichtigsten Verpackungsmaterialien ist. Die Produktion von Verpackungen und Verpackungsabfällen hat in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen. Im Jahr 2018 wurde in Europa ein Rekordwert von 174 kg Verpackungsabfällen pro Person verzeichnet. Um diesem wachsenden Problem entgegenzuwirken, fordert #WeChooseReuse die nationalen und EU-Entscheidungsträger*innen auf, Mehrweg zum neuen Normal zu machen. Verpackungsarten müssen standardisiert werden, um die Ausweitung von Nachfüll- und Mehrwegsystemen wie Pfandrückgabesystemen zu ermöglichen. Außerdem müssen die Verwendung bestimmter Einwegverpackungen eingeschränkt werden, insbesondere dort, wo Mehrwegprodukte möglich sind.

Die Unterschriftenübergabe erfolgt anlässlich der lange erwarteten Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Directive – PPWD). Diese umfasst die Festlegung von Anforderungen an das Verpackungsdesign und die Reduzierung von Verpackungen und Verpackungsabfällen und wird deutlich machen, wie ambitioniert die EU hinsichtlich des Ausbaus von Mehrweg ist.

Break Free From Plastic und seine Mitglieder haben wiederholt gefordert, dass die PPWD einen gerechten Übergang zu Mehrwegsystemen für Verpackungen unterstützen muss. Dazu gehören eine im Laufe der Zeit abnehmende Obergrenze für die Gesamtmenge an Verpackungen, verbindliche Mehrwegziele, wirtschaftliche Anreize sowie die Förderung von Mehrweg- und Mehrwegsystemen. Österreich, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande und Schweden haben Anfang diesen Jahres ebenfalls die Verabschiedung von Mehrwegzielen auf EU-Ebene gefordert.

Die verheerenden Auswirkungen der Abhängigkeit von Einwegplastik und -verpackungen liegen auf der Hand – aber auch die Lösungen. Sie lassen sich in zwei Stichworten zusammenfassen: Reduktion und Wiederverwendung!„, sagt Justine Maillot, Policy Koordinatorin der Allianz Rethink Plastic. „Mit der anstehenden Überarbeitung ihrer wichtigsten Rechtsvorschrift für Verpackungen hat die EU die Möglichkeit, der übermäßigen Verpackung ein Ende zu setzen und Mehrwegsysteme zur neuen Norm für Verpackungen zu machen. Solche Systeme können jedoch nur dann gedeihen, wenn die EU und die EU-Regierungen Maßnahmen ergreifen, um die Mehrwegnutzung zu ermöglichen und das Vertrauen für den Aufbau einer Mehrweginfrastruktur in ganz Europa zu schaffen.

Die Überarbeitung der PPWD wird zudem die Grundlage, dafür schaffen, dass Unternehmen und Städte, beides starke Befürworter der #WeChooseReuse-Kampagne, den Ausbau von Mehrwegsystemen vorantreiben und die Abhängigkeit von Einwegverpackungen verringern.

„Um den Status quo der Verpackungsindustrie zu ändern und den Ausbau von Mehrwegsystemen zu stärken, bedarf es einer kraftvollen Koalition. Das Fehlen eines angemessenen Rechtsrahmens, der stabile Geschäftsmodelle für eine Kreislaufwirtschaft unterstützt, gefährdet die Fortschritte, die die heutigen Mehrweg-Pioniere erzielt haben. Ein Mangel an Ambition bei der bevorstehenden Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle würde die Chance Europas auf einen schnellen und sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Wandel unseres derzeitigen Systems vollständig gefährden. Aus diesem Grund unterstützen wir Initiativen wie #WeChooseReuse und das New ERA Kollektiv“, sagt Jeannette Morath, Gründerin der reCIRCLE AG.

Kontakt:

Bethany Spendlove Keeley, Kommunikationsbeauftragte Europa, Break Free From Plastic: bethany@breakfreefromplastic.org / +49 176 59 58 7941

Carla Wichmann, Koordinatorin Bündnis Exit Plastik, c/o HEJSupport, carla.wichmann@exit-plastik.de, +49 176 7222 44 15, www.exit-plastik.de

Weitere Informationen:

Break Free From Plastic ist eine globale Bewegung, die sich eine Zukunft ohne Plastikverschmutzung vorstellt. Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 haben sich mehr als 1.900 Organisationen und einzelne Unterstützer*innen aus der ganzen Welt der Bewegung angeschlossen, um eine massive Reduzierung von Einwegkunststoffen zu fordern und auf dauerhafte Lösungen für die Plastikkrise zu drängen. Die Mitglieder der Bewegung teilen die gemeinsamen Werte des Umweltschutzes und der sozialen Gerechtigkeit, die ihre Arbeit auf lokaler Ebene leiten und eine globale, einheitliche Vision darstellen. In Europa hat Break Free From Plastic mehr als 100 Mitgliedsorganisationen, die alle europäischen Subregionen abdecken und über Fachwissen entlang der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette verfügen.

#WeChooseReuse ist eine europaweite #breakfreefromplastic-Kampagne, die aus dem Wunsch der Bewegung entstanden ist, ernsthafte und solide Mehrweglösungen für die Plastikkrise durchzusetzen. Gemeinsam mit über 50 Nichtregierungsorganisationen fordert sie, dass in ganz Europa stabile Mehrwegsysteme eingeführt werden, die den Menschen und der Umwelt zugute kommen. Die Kampagne wendet sich an Entscheidungsträger*innen, Unternehmen, Kommunen und die breite Öffentlichkeit, um für eine Zukunft einzutreten, in der Mehrwegverpackungen in größerem Umfang eingesetzt und solide Mehrwegsysteme eingerichtet werden.

Exit Plastik” ist ein Bündnis deutscher zivilgesellschaftlicher Akteur*innen, das sich seit 2020 gemeinsam für die ganzheitliche Lösung der Plastikkrise einsetzt und die mit Plastik verbundenen Gefahren für Mensch, Umwelt und Klima adressiert. Es formuliert 15 Forderungen an die Bundesregierung, mit denen es entlang des gesamten Lebenszyklus von Plastik Wege aus der Plastikkrise aufzeigt – von der Rohstoffgewinnung bis zum Nutzungsende. Das Bündnis ist Teil der weltweiten #breakfreefromplastic-Bewegung und macht sich in Deutschland, in der EU- und auf globaler Ebene stark, um die Plastikflut zu stoppen. Zu den Mitgliedern des Bündnisses zählen: a tip: tap e.V., Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Greenpeace e.V., Heinrich-Böll-Stiftung, HEJSupport e.V., Küste gegen Plastik e.V., Surfrider Foundation Germany e.V., Women Engage for a Common Future e.V. (WECF), Zero Waste Germany e.V. und Zero Waste Kiel e.V.

Links:

Mehrweg-Positionspapier des Exit Plastik-Bündnisses: https://exit-plastik.de/positionspapier-mehrweg/

Forderungskatalog “Wege aus der Plastikkrise” des Exit Plastik-Bündnisses in Kurz- und Langfassung: www.exit-plastik.de/forderungen