Donnerstag, 07. August 2025

ยฉ Jack Taylor Gotch / Greenpeace

Wir haben die folgenden positiven (โœ…) und negativen (โŒ) Punkte beobachtet:

โœ… Am Donnerstag haben die Lรคnder mit den Verhandlungen รผber konkrete Elemente des Vertragstextes begonnen. Einige Lรคnder sprachen sich dafรผr aus, รผber die bloรŸe Beseitigung von Plastik in der Umwelt hinauszugehen und stattdessen von einer Sanierung (โ€žremediationโ€œ) der Plastikverschmutzung zu sprechen – ein weiter gefasster Begriff, der die Beseitigung, Wiederherstellung und Rehabilitation geschรผtzter Umweltbereiche mit einbezieht.

โœ… Mehr als 120 Lรคnder unterstรผtzen den Vorschlag Brasiliens, einen eigenen Artikel zum Thema Gesundheit in den Vertrag aufzunehmen. Im Verhandlungsraum forderten einige Lรคnder, die Perspektiven besonders gefรคhrdeter Gemeinschaften, indigener Vรถlker und Mรผllsammler zu berรผcksichtigen.

โœ… Wir hรถrten auch verschiedene Stimmen, die MaรŸnahmen gegen Mikroplastik befรผrworteten. Eine Delegation erklรคrte, โ€ždieser Artikel ist aufgrund der vorliegenden Beweise absolut relevant und notwendigโ€œ.

โœ… Georgien, Peru, Ruanda, die Schweiz und Thailand legten einen Vorschlag fรผr eine erste, nicht erschรถpfende Liste von Kunststoffprodukten vor, deren Abschaffung in Betracht gezogen werden kรถnnte. Diese Initiative konkretisiert die Verhandlungen und setzt Impulse fรผr durchsetzbare globale Regeln.

โœ… Das Vereinigte Kรถnigreich und Chile legten gemeinsam mit 24 Lรคndern einen Vorschlag zu nachhaltigem Produktdesign vor, welcher die Verbesserung von Wiederverwendungssystemen, die Minimierung von Eintrรคgen in die Umwelt, die Verbesserung der Sicherheit etc. vorsieht. Der Vorschlag findet Unterstรผtzung bei zahlreichen Lรคndern, die wรคhrend der Verhandlungen die Notwendigkeit schadstofffreier Wiederverwendung betonten sowie die Bedeutung des indigenen Wissens und lokaler Produktions- und Verbrauchssysteme anerkannten.

โœ… Als Reaktion auf die Blockaden zu Artikel 6 (Kunststoffproduktion) reichte Panama im Namen von 89 Lรคndern seinen Vorschlag aus INC-5.1 erneut ein und forderte verbindliche globale Ziele zur Reduzierung der Produktion von Primรคrkunststoffpolymeren auf ein nachhaltiges Niveau.

โœ… In einer Medienerklรคrung forderten direkt betroffene Gruppen entlang der gesamten Wertschรถpfungskette von Kunststoff, z.B. indigene Vรถlker, Mรผllsammler:innen und Gewerkschaften, einen verbindlichen Vertrag, der Gerechtigkeit, Rechte und echte Lรถsungen in den Mittelpunkt stellt.

โœ… Die UN Women’s Major Group veranstaltete ein informelles Mittagessen fรผr weibliche Delegierte. Rednerinnen betonten in hoffnungsvollen Botschaften die Notwendigkeit einer Beendigung der Plastikverschmutzung – einschlieรŸlich Schadstoffen und Mikroplastik – zum Wohl aller Mรคdchen und Frauen auf der Welt. 

โœ… รœber 48 Millionen Angehรถrige der Gesundheitsberufe aus aller Welt, darunter die World Medical Association und der International Council of Nurses, forderten die Staats- und Regierungschefs auf, die Plastikverschmutzung zu beenden und sich fรผr ein gerechtes, ausgewogenes und gesundheitsorientiertes globales Plastikabkommen einzusetzen.

โŒ    Laut einer Analyse des Center for International Environmental Law (CIEL) haben sich fรผr diese Runde der Verhandlungen rekordverdรคchtige 234 Lobbyisten aus der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie registriert, wobei groรŸe Unternehmen wie Dow und ExxonMobil stark vertreten sind. Damit sind mehr Lobbyisten aus dieser Branche anwesend als Delegationen aller 27 EU-Lรคnder und der Europรคischen Kommission.

โŒ  Die Gruppe, die sich mit Kapazitรคtsaufbau und Finanzierung befasste, verbrachte zwei ihrer drei Stunden damit, sich zu organisieren, bevor sie endlich zu den Verhandlungen รผber den Vertragstext รผbergehen konnte.

โŒ Einige Lรคnder mit geringen Ambitionen sprachen sich gegen einen Artikel zum Thema Gesundheit aus und schlugen vor, diesen stattdessen รผber die Weltgesundheitsorganisation abzudecken. Eine Delegation lehnte wissenschaftliche Beweise ab und behauptete, die Forschung zu Auswirkungen von Kunststoffen auf die Gesundheit befรคnde sich noch in einem โ€žAnfangsstadiumโ€.

โŒ   Der Vorsitz hat die Diskussionen in informelle Runden verlegt. Wรคhrend fรผr die Regierungen รผber 100 Plรคtze zur Verfรผgung standen, wurden Beobachtende ausgeschlossen. Das International Pollutants Elimination Network (IPEN) รคuรŸerte in einem Brief an den Vorsitz Bedenken und betonte, dass auch bei dieser Regelung die Transparenz und Integritรคt bewahrt und die Teilnahme der Wissenschaft und von Expert:innen an den Verhandlungen gewรคhrleistet sein muss.


Die erdrรผckende Macht der ร–lkonzerne entlarven

Analyse von CIEL

234 Vertreter:innen der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie sind laut einer Analyse des Center for International Environmental Law (CIEL) fรผr die INC-5.2 registriert. Das ist die hรถchste Zahl, die bisher bei Verhandlungen zum Kunststoff Abkommen verzeichnet wurde, mehr als die bisherige Hรถchstzahl von 221 bei INC-5.1.

  • Die Vertreter:innen der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie sind zahlreicher als die diplomatischen Delegierten aller 27 EU-Lรคnder und die Delegierten der Europรคischen Kommission zusammen (233).
  • Einige dieser Vertreter:innen sicherten sich Plรคtze in den nationalen Delegationen ร„gyptens (6), Kasachstans (4), Chinas (3), Irans (3), Chiles (2) und der Dominikanischen Republik (1), darunter Lobbyist:innen von Dow (7), dem American Chemistry Council (7) und ExxonMobil (6).
  • Diese Zahlen basieren auf der Selbstauskunft der Delegierten รผber ihre Verbindungen zur Industrie und sind darum als eher konservative Schรคtzung zu bewerten.

Die Vertreter:innen der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie sind zahlreicher als die diplomatischen Delegierten aller 27 EU-Lรคnder und die Delegierten der Europรคischen Kommission zusammen (233).

Einige dieser Vertreter:innen sicherten sich Plรคtze in den nationalen Delegationen ร„gyptens (6), Kasachstans (4), Chinas (3), Irans (3), Chiles (2) und der Dominikanischen Republik (1), darunter Lobbyist:innen von Dow (7), dem American Chemistry Council (7) und ExxonMobil (6).

Aktion von Greenpeace

Greenpeace-Aktivist:innen bemalten StraรŸen von Genf schwarz, um mit dieser symbolischen ร–lspur auf den unangemessenen Einfluss der fossilen Brennstoffindustrie auf die Verhandlungen aufmerksam zu machen. Mit dieser Aktion und riesigen Bannern รผber dem Eingang zum Palais des Nations fordern sie die UNO auf, Lobbyvertreter:innen der fossilen Brennstoffindustrie auszuschlieรŸen. 

Zugang und Transparenz stehen auf dem Spiel

Eine sinnvolle Teilnahme am Verhandlungsprozess durch Beobachter:innen wird durch neue Hindernisse erschwert. In einem Brief an den Vorsitz und das Prรคsidium des INC legt das International Pollutants Elimination Network (IPEN) seine Bedenken dar und betont, dass informelle Treffen weder die Transparenz noch die Integritรคt des Prozesses beeintrรคchtigen oder die Teilnahme von Wissenschaftler:innen und Expert:innen verhindern sollte. IPEN drรคngt auf sofortige MaรŸnahmen, um die Zugรคnglichkeit informeller Treffen sicherzustellen oder dass zumindest jede Entscheidung fรผr ein geschlossenes Treffen klar begrรผndet, an minimalen Kriterien ausgerichtet und transparent kommuniziert wird.