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Themenfeld: Gesundheit+Soziales, Umwelt+Klima

Textilien

Was haben Textilien mit Plastik zu tun?

Die populären Textilfasern Polyester, Polyamid, Acryl und Nylon sind in Wirklichkeit nichts anderes als Plastik in Faserform. Aktuell beträgt ihr Anteil an der weltweiten Textilproduktion 69% – bis 2030 dürfte ihr Anteil auf etwa 73% anwachsen. Die Textilindustrie ist damit nach Verpackungen und Bau der drittgrößte Kunststoffverbraucher der Welt. Synthetische Fasern sind bei Herstellern beliebt, weil sie billig zu produzieren sind (Polyester kostet beispielsweise etwa halb so viel wie Baumwolle).

Vom Erdöl über die Färbeprozesse bis zum Textilmüll: Der Lebenszyklus von Kleidung ist durchzogen von fossilen Abhängigkeiten, Einsatz von gefährlichen Chemikalien, Gesundheitsproblemen und Umweltverschmutzung. Diese Grafik zeigt, wo entlang der textilen Wertschöpfungskette die größten Belastungen auftreten.

Grafik: Forum Umwelt und Entwicklung, CC BY-NC-ND 4.0

Die Umweltbelastung durch synthetische Fasern

In der Weiterverarbeitung der Textilien kommen enorme Mengen an Chemikalien zum Einsatz: Beim Färben und Behandeln von Stoffen werden über 1.600 verschiedene Substanzen verwendet, darunter Formaldehyd, PFAS, Phthalate, Chlor, Blei und Quecksilber. Viele davon sind giftig, krebserregend oder hormonell wirksam. Die Textilindustrie zählt deshalb zu den größten industriellen Verschmutzern von Grundwasser, Flüssen und Meeren. Schätzungen zufolge gehen rund 20% der weltweiten industriellen Wasserbelastung auf Textilfärbung und -behandlung zurück.

Grafik: PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0

Fast Fashion und Wegwerftextilien

Das Geschäftsmodell der Fast Fashion basiert auf immer schnelleren Produktionszyklen und extrem niedrigen Preisen. Kleidung wird heute im Durchschnitt nur noch sieben- bis achtmal getragen, bevor sie entsorgt wird. Weniger als 1% der Textilien werden schließlich recycelt. Die meisten Kleidungsstücke landen in der Müllverbrennung, auf Deponien oder werden in Länder des Globalen Südens exportiert. Meist unter ökologisch und sozial problematischen Bedingungen.

Synthetische Textilien geben bei jedem Waschgang Mikroplastik ab. Bei der Wäsche einer Fleecejacke beispielsweise bis zu 250.000 Plastikfasern. Diese Mikroplastikpartikel gelangen über Abwasser in Flüsse und Meere und reichern sich in Organismen, Sedimenten und letztlich auch im menschlichen Körper an.

Entlang der gesamten textilen Lieferkette kommen Arbeiter*innen mit gefährlichen Chemikalien in Kontakt. Viele der verwendeten Substanzen sind krebserregend, fortpflanzungsgefährdend oder hormonell wirksam. Besonders Frauen in der Produktion synthetischer Fasern sind einem erhöhten Risiko für Brustkrebs und Fehlgeburten ausgesetzt.

Mehr zum Thema

Rundbrief

Der Rundbrief  „Kleider machen Probleme“ des Forum Umwelt und Entwicklung beleuchtet, wie Textilien in nahezu jeder Stufe der Wertschöpfungskette mit schweren Menschenrechtsverletzungen und enormen Umweltbelastungen in Zusammenhang stehen.

Info-Website

Diese Website von HEJSupport informiert regelmäßig über verschiedene Themen zu nachhaltigen Textilien. 

Online-Kurs

In diesem kostenlosen Online-Kurs werden Themen wie Menschenrechte, Gesundheit, Umwelt und soziale Aspekte entlang des Lebenszyklus von Textilien behandelt. Er umfasst auch Informationen über verschiedene Materialien wie natürliche und synthetische Fasern, neuartige Materialien und Recycling. Der Kurs richtet sich an alle Interessierten.

Weiterführende Links

Stellungnahme ANSES Studie

In einer neuen Studie hat die französische Lebensmittelsicherheitsagentur ANSES Mikroplastik in einigen Glasflaschen gefunden. Dieses stammt jedoch nicht aus dem Glas selbst. Glas ist ein inertes Material, das keine schädlichen Chemikalien enthält. Es ist besonders sicher in Mehrwegsystemen.

Rundbrief: Vergiftete Geschenke

Globale Modemarken werben mit Recycling und Kreislaufwirtschaft, doch die Realität sieht anders aus. Nirgendwo wird das Scheitern des linearen Geschäftsmodells des Fast-Fashion-Systems so sichtbar wie in den Ländern des Globalen Südens, wo der Großteil unserer kurzlebigen Kleidung aus synthetischen Fasern landet – verbrannt, deponiert oder von Flüssen ins Meer gespült, mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt.

Newsletter Mai 2025

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SteckbriefPlastik: Verordnung zur Reduktion von Plastik-Pelletverlusten

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EU-Richtlinie über Umweltaussagen. Sie zielt darauf ab, die Freisetzung von Plastik-Pellets beim Transport und Umschlag zu verhindern, um die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik zu verringern.

Plastik-Pelletflut stoppen | gemeinsames Fact Sheet des Bündnisses

Das Fact Sheet „PLASTIK-PELLETFLUT STOPPEN – Deutschland gefragt für starke EU-Verordnung“ zeigt das riesige Problem auf, das Plastikpellets für Umwelt und Gesundheit darstellen und benennt die Forderungen von Exit Plastik an die EU und Deutschland um die Verschmutzung durch Pellets an Land und im Meer einzudämmen.

Mikroplastik im Rhein 2024

Der Rhein zwischen Köln und Düsseldorf wird offenbar durch den Chemiepark Dormagen zusätzlich mit Mikroplastik verschmutzt, wie neue Messungen von Greenpeace zeigen. Die Ergebnisse der zweitägigen Recherche und Probenahme deuten zudem auf eine Zunahme der Verschmutzung in den vergangenen Jahren hin.

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STECKBRIEFPLASTIK: EU-Verordnung über die Beschränkung von absichtlich zugesetztem Mikroplastik

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EU-Verordnung zum Verbot des absichtlichen Zusatzes von Mikroplastik zu bestimmten Produkten (z. B. Kosmetika, Füllmaterialien für künstliche Sportplätze). Nach offizieller Verabschiedung tritt die Verordnung sofort in Kraft.

Brief an REACH-Ausschuss vor der Abstimmung über absichtlich zugesetztes Mikroplastik

Brief Anlässlich Treffen des REACH-Ausschusses am 1.3.: EU-weite Mikroplastik-Beschränkung muss Nanoplastik, biologisch abbaubares und lösliches Mikroplastik einschließen, ohne ungerechtfertigt lange Übergangsfristen.