Policy-Kategorie:
Enthรคlt Politikprozesse auf lokaler, nationaler, EU- und globaler Ebene.

Stellungnahme zur Anpassung des Verpackungsgesetzes

Verbรคndeanhรถrung zum Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Verpackungsrechts und anderer Rechtsbereiche an die Verordnung (EU) 2025/40

Im Hinblick auf die geplante รœberarbeitung des deutschen Verpackungsrechts und der Umsetzung der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) appelliert das NGO-Bรผndnis Exit Plastik* eindringlich an die Bundesregierung, klare und ambitionierte MaรŸnahmen zu ergreifen. Deutschland steht vor der Herausforderung, mit der enormen Menge an Kunststoffverpackungen umzugehen, die jรคhrlich im Land anfallen. Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland knapp 4 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen produziert, was gravierende negative Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt mit sich bringt. Die einst erfolgreiche deutsche Mehrweg- und Recyclingindustrie ist aktuell durch billiges Neuplastik, und hohe Energiekosten bedroht. Neuplastikproduzenten profitieren zudem vom niedrigen ร–lpreis fรผr die Herstellung ihrer Produkte. Investitionen in Mehrweg und Recycling werden auch deshalb nicht getรคtigt, weil der Industrie Planungssicherheit fehlt.

Wir mรผssen die Chance nutzen, um ein starkes Verpackungsgesetz zu schaffen, das die planetare Krise der Umweltverschmutzung und deren Konsequenzen fรผr die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen (One Health) ernst nimmt. Fortschrittliche Ansรคtze sind notwendig, um die Produktion von Kunststoffverpackungen signifikant zu reduzieren, gefรคhrliche Stoffe zu verbannen sowie Transparenz und Rรผckverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette zu gewรคhrleisten. Nur durch entschlossenes Handeln kรถnnen wir eine nachhaltige Zukunft und das Menschenrecht auf eine Gesunde Umwelt auch fรผr kommende Generationen sichern

BMUKN: Referentenentwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Verpackungsrechts und anderer Rechtsbereiche an die Verordnung (EU) 2025/40 | Gesetze und Verordnungen

Anhรถrung der Lรคnder und Verbรคnde zum Gesetz zur Anpassung des Verpackungsrechts und anderer Rechtsbereiche an die Verordnung (EU) 2025/40

Steckbrief Plastik: Abfallverbringungsverordnung

(Engl. Waste Shipment regulation)


Die Verordnung รผber die Verbringung von Abfรคllen, baut auf den Bestimmungen des โ€žBasler รœbereinkommens รผber die Kontrolle der grenzรผberschreitenden Verbringung gefรคhrlicher Abfรคlle und ihrer Entsorgungโ€œ und des damit verbundenen OECD-Beschlusses auf und setzt diese unmittelbar in geltendes Gemeinschaftsrecht um. Sie gilt fรผr die Verbringung (Einfuhr und Ausfuhr) von Abfรคllen innerhalb der EU sowie in die EU hinein und heraus.

Die Verordnung verbietet den Export von Abfรคllen zur Beseitigung (z.B. durch Verbrennung) in Drittstaaten. AuรŸerdem verbietet sie den Export von gefรคhrlichen und problematischen Abfรคllen zur Verwertung in Nicht-OECD-Staaten. Nur der Export nicht gefรคhrlicher („grรผn gelisteter“) Abfรคlle ist in Nicht-OECD-Lรคnder erlaubt. Die Empfรคngerlรคnder mรผssen der Europรคischen Kommission nachweisen, dass sie die Abfรคlle umweltvertrรคglich behandeln kรถnnen. Andernfalls wird die Ausfuhr ausgesetzt.

Die Verbringung von Plastikabfรคllen unterliegt einer besonderen Regelung, die je nach Art der Plastikabfรคlle (gefรคhrlich, schwer recycelbar & sauber, nicht gefรคhrlich, fรผr das Recycling bestimmt) und Bestimmungsort der Abfรคlle (EU, OECD, Nicht-OECD) unterschiedliche Verfahren vorsieht. Der Export von Plastikabfรคllen in Nicht-OECD-Lรคnder ist ab November 2026 verboten. Ab Mai 2029 kรถnnen diese Lรคnder eine Ausnahmegenehmigung zum Import solcher Abfรคlle beantragen, wenn sie nachweisen kรถnnen, dass sie in der Lage sind, Abfรคlle der Kategorie โ€žsauber, nicht gefรคhrlich, zum Recycling bestimmtโ€œ umweltgerecht zu entsorgen.

Aktualitรคt

Im November 2021 legte die EU-Kommission einen Vorschlag zur Reform der Vorschriften fรผr die Verbringung von Abfรคllen vor. Nach Durchlaufen des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens ist die reformierte Verordnung am 20. Mai 2024 in Kraft getreten.
In Deutschland wird die Ausfรผhrung bzw. Umsetzung der EU-Verordnung durch das Abfallverbringungsgesetz (AbfVerbrG) festgehalten.

Warum ist das Wichtig

Plastikmรผllexporte haben verheerende Folgen fรผr Menschen, Umwelt und Klima. Indem reiche und verbrauchsstarke Lรคnder wie Deutschland ihren Plastikmรผll in einkommensschwรคchere Drittlรคnder exportieren, bรผrden sie diesen die tatsรคchlichen Kosten einer ordnungsgemรครŸen Entsorgung auf, wรคhrend sie sich selbst des Abfallproblems und damit der Verantwortung zur Abfallvermeidung entledigen. Untersuchungen zeigen, dass von Drittlรคndern importierte Plastikabfรคlle hรคufig unsachgemรครŸ behandelt werden und z.B. auf wilden Deponien landen oder verbrannt werden. Die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen vor Ort, die lokalen ร–kosysteme und das Klima sind verheerend, da schรคdliche Chemikalien und Treibhausgase freigesetzt werden. Aus dem Ausland eingefรผhrter Plastikmรผll belegt oft ohnehin schon knappe Recyclingkapazitรคten in Empfรคngerlรคndern. Dadurch wird die sachgerechte Verwertung des eigenen Abfalls erschwert bis unmรถglich gemacht. 

Plastikmรผllexporte stellen ein Schlupfloch fรผr die Erreichung der EU-Ziele zur Kreislaufwirtschaft dar, da aus Deutschland exportierten Kunststoffabfรคlle in die Recyclingquoten mit eingerechnet werden, unabhรคngig davon, was dann tatsรคchlich mit ihnen passiert.

Exit Plastik Kernforderungen

Deutschland gehรถrt zu den Industrielรคndern, die besonders viele Kunststoffabfรคlle erzeugen und in hohen Mengen Kunststoffabfรคlle exportieren โ€“ knapp 700.000 Tonnen im Jahr 2023. Deshalb trรคgt Deutschland eine besondere Verantwortung. Unser Plastikmรผllproblem muss in Deutschland gelรถst werden wobei Abfallvermeidung an erster Stelle stehen muss.

Das EU-Verfahren zur Gewรคhrung von Ausnahmen vom Verbringungsverbot fรผr Abfรคlle kรถnnte neue legale Wege fรผr die Verbringung von Abfรคllen schaffen. Wenn Ausnahmen gewรคhrt werden, wird die Verbringung unter dem Deckmantel der „Ressourcenrรผckgewinnung“ legitimiert. Wettbewerbsdruck entsteht, die regionale Zusammenarbeit wird untergraben, der Aufbau inlรคndischer Mehrweg- und Recycling-Kapazitรคten verzรถgert oder sogar verhindert, Umweltvorschriften werden geschwรคcht. Das darf nicht passieren!

Forderungen zur Abfallverbringungsverordnung:

  • Plastikmรผll muss in erster Linie vermieden werden, z.B. durch den flรคchendeckenden Ausbau von unverpackt-Angeboten und schadstofffreien und ressourcenschonenden Mehrwegsystemen.
  • Plastikmรผll sollte in dem Land behandelt und recycelt werden, in dem er produziert wurde.
    • Deutschland darf demnach gar keine Plastikmรผllexporte vornehmen.
    • Auf EU-Ebene sollte ein langfristiges Exportverbot fรผr alle Arten von Plastikmรผll in alle Nicht-EU-Staaten erwirkt werden โ€“ und keine Ausnahmeregeln erlaubt werden (auch nicht nach 2029)
  • Die Umsetzung des Basler รœbereinkommens und dessen ร„nderungen/Ergรคnzungen durch Unternehmen muss streng kontrolliert und bei nicht-Achtung strikt geahndet werden.
  • Illegaler Abfallhandel muss durch angemessene MaรŸnahmen verhindert und bekรคmpft werden.
  • Deutschland muss sich im Rahmen des Basler รœbereinkommens dafรผr einsetzen, dass Produkte, die Plastik enthalten, wie beispielsweise Textilien, auch unter die Codes A3210 (gefรคhrliche Kunststoffabfรคlle) oder Y48 (sonstige Kunststoffabfรคlle) eingestuft werden.
  • Deutschland muss fรผr die Beseitigung der Schรคden durch deutschen Plastikmรผll und die fachgerechte Sanierung von illegalen Mรผllhalden in Empfรคngerlรคndern Sorge tragen. Illegal verschiffter Plastikmรผll muss nach Deutschland zurรผckgefรผhrt und fachgerecht entsorgt werden.
    • Die Finanzierung der MaรŸnahmen muss gemรครŸ dem Verursacherprinzips von den verursachenden plastikproduzierenden Unternehmen รผbernommen werden.

Links:

Positionspapier zur kommunalen Verpackungssteuer

Ein Positionspapier der Initiative Verpackungswende

Kommunale Verpackungssteuern sind gegen den massiven Verbrauch von Einwegverpackungen ein wirksamer Hebel: Wรคhrend bisher grรถรŸtenteils die Allgemeinheit fรผr die Folgekosten der Einwegnutzung aufkommt, setzt die Steuer verursachergerecht bei denjenigen an, die trotz vorhandenen Mehrwegalternativen Einweg nutzen. Durch den finanziellen Anreiz fรถrdert sie die Nutzung von Mehrweg, reduziert so den Verbrauch von Einweg und entsprechend das Mรผllaufkommen im รถffentlichen Raum bei gleichzeitig vertretbarem Aufwand fรผr Gastronomie und Verwaltung.

In dem gemeinsamen Positionspapier der Initiative Verpackungswende spricht sich die Initiative fรผr kommunale Verpackungssteuern aus macht deutlich, welche Verรคnderungen jetzt nรถtig sind.

Die Initiative Verpackungswende ist ein Zusammenschluss aus Wirtschaftsunternehmen, Verbรคnden und Umweltorganisationen โ€“ darunter auch Exit Plastik.

Positionspapier Kreislaufwirtschaft

Das Positionspapier โ€žMehr als Recycling โ€“ Kreislaufwirtschaft richtig machenโ€œ definiert den Begriff der Kreislaufwirtschaft und zeigt auf, warum Recycling allein nicht ausreicht, um die Ressourcen-, Klima-, Biodiversitรคts- und Plastikkrise zu lรถsen. Kreislaufwirtschaft muss im umfassenden Sinn verstanden werden โ€“ als System, das Ressourcenverbrauch vermeidet, Produkte langlebig gestaltet und Stoffkreislรคufe tatsรคchlich schlieรŸt.

Zugleich warnt es vor Fehlentwicklungen: Wenn Kreislaufwirtschaft auf Recycling und technische Lรถsungen am Ende der Wertschรถpfungskette reduziert wird, bleiben lineare Strukturen bestehen.

Exit Plastik fordert daher eine echte Transformation hin zu einer ressourcen- und gesundheitsorientierten Wirtschaftsweise:
Vermeidung vor Verwertung, Qualitรคt vor Masse und die Realisierung von Kreislaufkultur im Alltag.

Inhalte des Positionspapiers:

  • Was heiรŸt Kreislaufwirtschaft? โ€“ Definition, Abgrenzung zum linearen Wirtschaftsmodell, Verstรคndnis von Zirkularitรคt
  • Das umfassende Konzept (10-R-Modell) โ€“ Strategien des Vermeidens, Wiederverwendens und Recyclens; Hierarchie der Zirkularitรคt
  • Grenzen der Kreislaufwirtschaft โ€“ Physikalische und systemische Einschrรคnkungen, Verhรคltnis zu Wirtschaftswachstum, Bedeutung von Suffizienz
  • Wie Kreislaufwirtschaft aussehen sollte โ€“ Vermeidung an erste Stelle setzen, lang verwendbare und sichere Produkte designen und Kreislaufkultur im Alltag ermรถglichen

Statement zu INC-5.2

Kein schwaches Abkommen auf Kosten von Umwelt und Gesundheit!

Die sechste Verhandlungsrunde des International Negotiation Committee zu einem UN-Plastikabkommen (INC-5.2) in Genf im August 2025 hat gezeigt: Die internationale Staatengemeinschaft ist noch weit entfernt von einer Einigung, die der Plastikkrise gerecht wird. Trotz alarmierender wissenschaftlicher Belege รผber die massiven Auswirkungen von Plastik und seinen Chemikalien auf Mensch und Umwelt blieb der notwendige Durchbruch aus.

Fรผr Exit Plastik steht fest: Unsere zentralen Forderungen fรผr ein wirksames Abkommen โ€“ klare Reduktionsziele fรผr die Produktion von Primรคrplastik, ein Verbot besonders schรคdlicher Polymere und Additive, Transparenz- und Rรผckverfolgbarkeitssysteme fรผr Chemikalien in Kunststoffen sowie das Recht der Bevรถlkerung auf eine gesunde Umwelt โ€“ wurden in den Verhandlungen nicht berรผcksichtigt oder sogar aktiv durch Petrostaaten blockiert. Stattdessen dominierten Interessen einer Handvoll Staaten, die an der Aufrechterhaltung des โ€žbusiness as usualโ€œ in der Plastikindustrie festhalten und lediglich auf end-of-pipe Lรถsungen setzen.

Ein Abkommen, das auf Minimalstandards hinauslรคuft, wird die Plastikkrise nicht lรถsen. Im Gegenteil: Es wรผrde den Status Quo fรผr lange Zeit zementieren und wertvolle Zeit vergeuden, in der sich die Schรคden fรผr Umwelt, Klima und Gesundheit weiter verschรคrfen.

Daher gilt: Kein Abkommen ist besser als ein schwaches Abkommen.

Ausblick

Die kommenden Monate mรผssen genutzt werden, um die Stimmen der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und besonders der betroffenen Gruppen deutlich stรคrker in den Prozess einzubringen. Optionen fรผr den weiteren Weg sind u.a.:

  • INC5.3 als letzte Verhandlungsrunde, mit dem Mut รผber konfliktreiche Themen abzustimmen, statt alleinig auf Konsens zu setzen
  • Eine Initiative von progressiven Staaten oder der High Ambition Coalition fรผr ein ambitioniertes Abkommen auรŸerhalb des UN-Systems
  • Zusรคtzlich, wo es mรถglich ist, die Aufnahme von verbindlichen MaรŸnahmen in anderen Konventionen wie z.B. der Basel Konvention

Dabei fordern wir weiterhin:

  • Klarer Fokus auf Produktionsreduktion statt allein auf Abfallmanagement.
  • Verbindliche Listen fรผr problematische Polymere, Additive und Einwegprodukte.
  • Globale Regeln fรผr Transparenz und Rรผckverfolgbarkeit von Chemikalien in Kunststoffen.
  • Formulierungen zum Thema Gesundheit beibehalten und rechtlich verbindliche Verpflichtungen dazu ausarbeiten.
  • Stรคrkung von Rechten und Gerechtigkeit, insbesondere fรผr Menschen im Globalen Sรผden, die am stรคrksten betroffen sind.

Exit Plastik wird sich weiterhin dafรผr einsetzen, dass ein Abkommen zustande kommt, das die Ursachen der Plastikkrise angeht und nicht deren Symptome verwaltet. Nur ein starkes, ambitioniertes und gerechtes Abkommen kann die Plastikkrise und ihre verheerenden Folgen wirksam stoppen.

https://exit-plastik.de/plastics-treaty/

Steckbrief Plastik

Einwegkunststofffondsgesetz

Das Einwegkunststofffondsgesetz verpflichtet Hersteller von bestimmten Einwegplastikprodukten wie To-Go-Bechern, leichten Tragetaschen, Luftballons und Tabakfiltern zur Zahlung einer Abgabe.
Der Fonds soll die Kommunen bei den Kosten fรผr die Beseitigung und Entsorgung von Einwegplastikmรผll entlasten und fรผr SensibilisierungsmaรŸnahmen genutzt werden. Die Hรถhe der Zahlung richtet sich nach der Menge der auf dem Markt bereitgestellten oder verkauften Produkte.

Das Gesetz wurde am 11. Mai 2023 verkรผndet und ist am 1. Januar 2024 in Kraft getreten. Ab 2025 sollen die betroffenen Plastikhersteller in den vom Umweltbundesamt verwalteten Fonds einzahlen (Berechnungsgrundlage: 2024 in Verkehr gebrachte Produktmenge). Ab 2026 gilt dies auch fรผr Hersteller von Feuerwerkskรถrpern.

Relevanz fรผr Plastik

Hersteller und Inverkehrbringer von Plastik und Plastikprodukten mรผssen Teil der Lรถsung des von ihnen mitverursachten Problems sein. GemรครŸ dem Verursacherprinzip bedeutet eine ernstzunehmende Herstellerverantwortung u.a. die konsequente Internalisierung der Gesundheits-, Klima- und Umweltkosten von Kunststoffprodukten entlang des gesamten Lebenszyklus. Das EWKFondsG ist ein erster Schritt, um dies in der Abfallwirtschaft umzusetzen.

Exit Plastik Kernforderungen

Die durch das EWKFondsG vorgesehene Kostenรผbernahme durch Hersteller und Inverkehrbringer ist ein wichtiger erster Schritt zur Umsetzung des Verursacherprinzips. Die Hรถhe der Abgabe reicht jedoch nicht aus, um eine Lenkungswirkung in Richtung einer Verringerung der Produktion von Einwegplastikprodukten und -verpackungen und damit mehr Ressourcen-, Klima- und Gesundheitsschutz zu erzielen. Es bedarf weiterer gesetzlicher MaรŸnahmen, um Vermeidung und Wiederverwendung zu fรถrdern und Hersteller und Inverkehrbringer fรผr die Sicherheit und Umweltvertrรคglichkeit ihrer Produkte und Verpackungen รผber den gesamten Lebenszyklus in die Verantwortung zu nehmen.

Forderungen zum Einwegkunststofffondsgesetz:

  • Policy-Mix mit Fokus auf der Vermeidung von Plastik durch MaรŸnahmen zur Verringerung der Plastikproduktion sowie zur Vermeidung von Problemverlagerungen, etwa durch den Ersatz von Einwegplastik durch andere Einwegmaterialien wie Papier oder Aluminium. Durch:
    • Einfรผhrung einer allgemeinen Einwegverpackungssteuer,
    • konkrete und ambitionierte Verpackungsreduktionsziele,
    • verbindliche Mehrwegquoten in allen Bereichen.
  • Erweiterung der Palette an Plastikprodukten fรผr welche eine Abgabe im Rahmen des EWKFondsG gezahlt werden muss.
  • Ausweitung des Einwegkunststofffonds zu โ€žAnti-Littering-Fondsโ€œ, um Einwegprodukte aus anderen Materialien mit einzuschlieรŸen (z.B. Aluminiumschalen, Papierverpackungen etc.).
  • Es muss sichergestellt werden, dass Hersteller und Inverkehrbringer die Kosten tragen und diese nicht รผber hรถhere Preise auf die Verbraucher*innen abwรคlzen. Das bedeutet, dass Produkte fรผr Verbraucher*innen durch die Abgaben fรผr den Einwegkunststofffonds oder eine Einwegsteuer nicht teurer werden dรผrfen).

Links:

14./15. August 2025

Pressemitteilung von Break Free From Plastik zum Abschluss von INC 5.2

Die Zivilgesellschaft bleibt standfest angesichts eines durchgรคngig fehlerbehafteten Verhandlungsprozesses zum Plastikabkommen und fordert die Lรคnder auf, entschlossene MaรŸnahmen zu ergreifen

Genf, Schweiz โ€“ Die wiederaufgenommene fรผnfte Sitzung des Zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses (INC-5.2) fรผr ein globales Abkommen zur Beendigung der Plastikverschmutzung wurde nach einem chaotischen Prozess vertagt, der die Verhandlungen zwar um einen Tag verlรคngerte, der aber ohne eine klare Einigung รผber das weitere Vorgehen endete. Die Zivilgesellschaft fordert die Staats- und Regierungschefs der Welt nachdrรผcklich auf, sich weiterhin fรผr ein starkes, rechtsverbindliches Abkommen einzusetzen, das die Kunststoffproduktion reduziert und die menschliche Gesundheit, die Menschenrechte und die Umwelt schรผtzt.

Trotz fehlender Mรถglichkeiten fรผr Interventionen und eingeschrรคnktem Zugang wรคhrend des gesamten Prozesses haben indigene Vรถlker, Frontline- und Fenceline-Gemeinden, Mรผllsammler*innen, Arbeiter*innen, Wissenschaftler*innen und die Zivilgesellschaft ihre Standpunkte konsequent in den Mittelpunkt dieser von Unternehmen dominierten Verhandlungen gebracht. Ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Fachkenntnisse haben maรŸgeblich dazu beigetragen, die Debatte รผber die Plastikverschmutzung von einem engen Fokus auf Meeresmรผll zu einer weit verbreiteten Erkenntnis zu verlagern, dass Plastik in seinem gesamten Lebenszyklus die Umwelt verschmutzt. Sie haben durchweg die Verpflichtung der verhandelnden Lรคnder hervorgehoben, die menschliche Gesundheit und die Menschenrechte in den Mittelpunkt der Vertragsverhandlungen zu stellen.

Es ist nicht zu verhehlen, dass die gesamten Verhandlungen von der petrochemischen Industrie dominiert wurden. Eine Untersuchung des Center for International Environmental Law (CIEL) ergab, dass sich im Lauf der Jahre zunehmend Lobbyisten der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie fรผr die Teilnahme an den einzelnen Verhandlungsrunden zum Plastikvertrag registriert haben, sodass bei der INC-5.2 schlieรŸlich 234 Lobbyisten anwesend waren. Diese Schรคtzungen sind wahrscheinlich konservativ, da nur diejenigen Lobbyisten gezรคhlt wurden, die ihre Verbindungen offenlegen.

Wรคhrend die Delegierten Genf verlassen, betonen Beobachter die Notwendigkeit eines klaren und effektiven Prozesses, der sicherstellt, dass die Mehrheit der Lรคnder zusammenarbeiten kann, um das Mandat zu erfรผllen, das sie in die Schweiz gebracht hat โ€“ nรคmlich die Welt und zukรผnftige Generationen vor Plastikverschmutzung zu schรผtzen. In den letzten zehn Tagen hat sich eine Mehrheit der Lรคnder auf weitere Schlรผsselelemente fรผr einen wirkungsvollen Vertrag geeinigt und einen schwachen Vertragstext abgelehnt; nun mรผssen sie ihre Worte in kollektives und entschlossenes Handeln umsetzen. Unterdessen geht der Kampf gegen die Plastikverschmutzung weltweit in verschiedenen Formen weiter. An vorderster Front stehende Gemeinden gehen โ€“ auch mit Rechtsmitteln โ€“ gegen schรคdliche Anlagen und Praktiken wie die Produktion und Expansion der Petrochemie, die Verbrennung von Abfรคllen und den Abfallkolonialismus vor. NGOs und Gemeinden unterstรผtzen gemeinsam mit lokalen Behรถrden und (kleinen) Unternehmen strenge Regulierungsrahmen auf nationaler und lokaler Ebene und setzen gleichzeitig Zero-Waste-Lรถsungen um, darunter Wiederverwendungs- und Nachfรผllsysteme, um den Weg in eine Zukunft ohne Plastikverschmutzung zu ebnen.

Die letzten 24 Stunden

Der Verhandlungsprozess INC-5.2 war von vielen Mรคngeln und anhaltenden Herausforderungen geprรคgt, wie die รผberraschende Erklรคrung des INC-Vorsitzenden kurz vor Mitternacht am vermeintlich letzten Verhandlungstag zeigte โ€“ nach stundenlangen Verzรถgerungen, die Minister, Delegierte und Beobachter gleichermaรŸen warten und im Unklaren lassen mussten โ€“, in der er ankรผndigte, dass die Sitzung bis zu einem โ€žnoch festzulegendenโ€œ Zeitpunkt am folgenden Tag vertagt werde. Die Plenarsitzung wurde um 5:30 Uhr morgens mit nur kurzer Vorankรผndigung wieder aufgenommen, was fรผr die kleinen Delegationen aus dem Globalen Sรผden eine besondere Belastung darstellte. Der Vorsitzende bemerkte auch, dass die Sitzung nach den Beitrรคgen der Beobachter vertagt werden wรผrde, tat dies dann aber doch nicht โ€“ und setzte damit den Trend der begrenzten Beteiligung von Zivilgesellschaft, Wissenschaftlern, Mรผllsammlern und indigenen Vรถlkern wรคhrend der gesamten Verhandlungen fort.


Mitglieder von Break Free From Plastic reagieren auf das Ende des Plastikvertrags INC-5.2:

Fabienne McLellan, Geschรคftsfรผhrerin von OceanCare (Schweiz), sagte:

โ€žTrotz des enttรคuschenden Ergebnisses haben diese Verhandlungen sowohl das Beste als auch das Schlechteste der multilateralen Diplomatie gezeigt. Wir wurden Zeugen leidenschaftlicher Bemรผhungen von รผber 120 Lรคndern โ€“ darunter fortschrittliche Staats- und Regierungschefs wie Kolumbien, Panama, Fidschi, GroรŸbritannien und die EU โ€“, die sich trotz des enormen Drucks der petrochemischen Staaten fรผr wissenschaftlich fundierte MaรŸnahmen einsetzten. Der Prozess selbst รคhnelte eher den Klimakonferenzen der COP als traditionellen Umweltabkommen, mit dem gleichen heftigen Widerstand von Seiten der Interessengruppen, aber auch einer bemerkenswerten Entschlossenheit der Mehrheit, echte MaรŸnahmen voranzutreiben. Ermutigend ist, dass dadurch Koalitionen gebildet und das globale Bewusstsein fรผr die Plastikverschmutzung auf eine Weise geschรคrft wurde, wie wir es noch nie zuvor gesehen haben.โ€œ

Larisa Orbe, Acciรณn Ecolรณgica Mรฉxico (Mexiko), sagte:

โ€žOrganisationen, die tรคglich die Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf Gemeinden und die Natur sehen, werden nicht aufgeben. Wir werden weiterhin fรผr eine plastikfreie Welt kรคmpfen, indem wir in unseren Lรคndern MaรŸnahmen zum Schutz der Umwelt fรถrdern, und wir sind bereit, unsere Regierungen weiterhin dabei zu unterstรผtzen, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Die letzten Jahre waren fรผr die Organisationen, die die Verhandlungen verfolgt haben, eine groรŸartige Lernerfahrung. Wir sind bereit, weiter zu kรคmpfen und Fortschritte zu erzielen, damit zukรผnftige Generationen aller Lebewesen in einer Welt ohne Plastik leben kรถnnen.โ€œ

Jo Banner, Mitbegrรผnder von The Descendants Project (USA), sagte:

โ€žObwohl die aktuelle Verhandlungsrunde zur Ausarbeitung eines Abkommens gegen Plastikverschmutzung gescheitert ist, ist sie ein Schritt vorwรคrts auf dem Weg zur Entwicklung eines Instruments, das die am stรคrksten betroffenen Gemeinden schรผtzen wird. Gemeinden in der Nรคhe von Industrieanlagen, wie meine in Louisianas โ€žCancer Alleyโ€œ, leiden enorm unter der Gewinnung und Produktion von Plastik. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Mehrheit der Lรคnder unseren Begehren Gehรถr schenkt und sich gegen die ร–lstaaten wehrt, die uns mit Mรผll รผberschรผtten und mit giftigen Chemikalien ersticken wollen, indem sie sich weiterhin fรผr die Kunststoffproduktion einsetzen. Dagegen kรคmpfen die von Umweltverschmutzung betroffenen Gemeinden weiter und sind mehr denn je entschlossen, an der Erreichung eines wirksamen Abkommens mitzuwirken. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Mitgliedstaaten ihren Beitrag leisten. Unsere Bewegung wird nur noch stรคrker werden, wenn wir weiterhin mit Wissenschaftler*nnen, Finanzexpert*innenen, indigenen Wissensinhaber*innen und anderen Vorkรคmpfer*innen zusammenarbeiten und ein Ende der Kunststoffproduktion fordern. Es ist an der Zeit, die Ketten der modernen Sklaverei des Kunststoffs zu sprengen und die Gemeinden zu befreien, die schon viel zu lange mit der Aufopferung ihrer Menschenrechte leben mรผssen.

Pui Yi Wong, Forscherin beim Basel Action Network (Malaysia), sagte:

โ€žDieser Verhandlungsprozess bei den INCs zum Plastikabkommen ist grundlegend fehlerhaft. Seit mehr als zwei Jahren werden dieselben Argumente wiederholt, ohne dass eine Einigung in Sicht ist. Wir sollten keine weitere wertvolle Zeit und Ressourcen verschwenden, indem wir dasselbe tun und ein anderes Ergebnis erwarten. Der Prozess muss geรคndert werden, einschlieรŸlich der Erwรคgung einer Abstimmung zur Entscheidungsfindung. Die Plastikkrise verschรคrft sich von Sekunde zu Sekunde. Fรผr den Globalen Sรผden ist es wichtig zu wissen, dass weiterhin Millionen Kilogramm Plastikmรผll in Lรคnder mit niedrigem Einkommen exportiert werden, was deren nationale Abfallentsorgungssysteme รผberfordert. Mehrere Lรคnder des Globalen Sรผdens hatten gefordert, dass alle Exporte von Plastikmรผll im Rahmen des Vertragsabkommens vorab gemeldet und genehmigt werden mรผssen, aber ihre Forderungen wurden von anderen Mitgliedstaaten ignoriert. Dies, zusammen mit der fehlenden Transparenz รผber Chemikalien und der Verweigerung der Abschaffung gefรคhrlicher Chemikalien, setzt die Empfรคngerlรคnder und -gemeinden ernsthaften Gefahren aus.โ€œ

Rico Euripidou, Chemikalien und Kampagnenunterstรผtzung, groundWork South Africa (Sรผdafrika), sagte:

โ€žPlastik schadet der Gesundheit in seinem gesamten Lebenszyklus. Insbesondere รผber die Chemikalien, die Kunststoff hinzugefรผgt werden, um ihm die gewรผnschten Eigenschaften zu verleihen, gibt es zahlreiche wissenschaftlichen Beweise fรผr die Gesundheitsschรคden durch Kunststoff. Um die schรคdlichsten dieser Chemikalien, die routinemรครŸig Kunststoff und Kunststoffprodukten zugesetzt werden, anzugehen, mรผssen die Rรผckverfolgbarkeit und Nachverfolgung dieser Chemikalien neben Elementen zur Messung der Gesundheitsschรคden in dem kรผnftigen Vertrag eine zwingende Voraussetzung sein.โ€œ

Weitere Reaktionen von BFFP-Mitgliedern und Verbรผndeten (einschlieรŸlich weiterer Lรคnder und Sprachen) werden hier hinzugefรผgt: FINAL – End of INC-5.2 Media Quotes Sheet

Mittwoch, 13. August 2025

Wir haben die folgenden positiven (โœ…) und negativen (โŒ) Punkte beobachtet:

โœ…Angesichts der mangelnden Fortschritte in den letzten neun Tagen mobilisierten die betroffenen Gemeinschaften gemeinsam mit Verbรผndeten vor Beginn der dritten Plenarsitzung vor Dutzenden von Journalisten und forderten laut und deutlich: Nutzt eure Macht, nutzt eure Stimme, um ein starkes Plastikabkommen zu erzielen.

โœ… Wรคhrend der Plenarsitzung รคuรŸerte eine Vielfalt von Lรคndern ihre Unzufriedenheit mit dem Entwurfstext des Vorsitzenden. Mehr als 80 Lรคnder, angefรผhrt von Kolumbien, die mit hoher Ambition in die Verhandlungen gehen, machten deutlich, dass der Text des Vorsitzenden als Verhandlungsgrundlage inakzeptabel ist, da wichtige Bestimmungen fรผr ein starkes Abkommen fehlen.

โœ…Wรคhrend einer Aktion zu Beginn des vorletzten Verhandlungstages รผbermittelten IPEN- und Zivilgesellschafts-Vertreter*innen den Delegierten eine klare Botschaft: Unsere Gesundheit liegt in Ihren Hรคnden; schรผtzen Sie unsere Gesundheit, verbieten Sie giftige Chemikalien in Kunststoffen.

โœ…Am spรคten Abend hielten Gruppen, die mehr Gerechtigkeit einfordern, eine Pressekonferenz ab, in der sie betonten, dass die Verhandlungen die im Stich lassen, die am stรคrksten von den Ungerechtigkeiten und Schรคden durch die Kunststoffproduktion und -verschmutzung betroffen sind.

โŒ Nur eine Stunde vor Beginn der dritten Plenarsitzung legte der Vorsitzende einen Entwurf fรผr einen Text vor, der von vielen Mitgliedstaaten abgelehnt wurde. Dem Vorschlag fehlen die wichtigsten Bestimmungen, die ambitionierte Lรคnder, indigene Vรถlker, vom Plastik betroffene Gemeinden, Wissenschaftler*innen und zivilgesellschaftliche Gruppen seit Beginn dieses Prozesses gefordert haben. Die Begriffe โ€žChemikalienโ€ und โ€žWiederverwendungssystemeโ€ kommen nicht vor, MaรŸnahmen zur Produktionsreduzierung wurden nicht aufgenommen, und die Formulierungen zu menschlicher Gesundheit, Just Transition und Menschenrechten sind schwach. Darรผber hinaus fehlt in dem Entwurf eine Formulierung, die den Lรคndern eine Abstimmung auch ohne Konsens ermรถglichen wรผrde. Dies kรถnnte den kรผnftigen Fortschritt der Umsetzungsphase untergraben. Kurz gesagt: Der Entwurf des Vertragstextes bleibt hinter der UNEA-Resolution 5/14 zurรผck.

โŒ In der Plenarsitzung schlug der Vorsitzende trotz der รผberwรคltigenden Zahl von Lรคndern, die den neuen Text entschieden ablehnten, weiterhin ein Treffen mit den Delegationsleitern vor, um den neuen Vorschlag zu erรถrtern. Nach heftigen Auseinandersetzungen รผber die vorgeschlagene Tagesordnung einigten sich die Lรคnder schlieรŸlich darauf, heute Abend regionale Konsultationen und mรถglicherweise morgen eine Sitzung der Delegationsleiter plus einem weiteren Vertreter abzuhalten, um sowohl den neuen als auch den bisherigen Vorschlag zu erรถrtern.

โŒ Die Notwendigkeit, รผber den Konsens als Entscheidungsmechanismus hinauszugehen, bleibt weiterhin ein unausgesprochenes Problem. Die Lรคnder scheinen in den Verhandlungen festgefahren zu sein.


Champion des Tages

Der Champion des Tages geht heute an die mehr als 80 Lรคnder, die den Textentwurf der Vorsitzenden abgelehnt haben und weiterhin fรผr ein Abkommen kรคmpfen, das eine gerechte Transformation gewรคhrleistet, die Gesundheit schรผtzt und unseren Planeten vor einer zunehmenden Plastikproduktion bewahrt. Viele bezeichneten den Text als inakzeptabel.

Neuer Textvorschlag des Vorsitzenden: โ€žScheiternโ€œ, โ€žVerratโ€œ, โ€žKapitulationโ€œ 

Als Reaktion auf den enttรคuschenden neuen Entwurf verรถffentlichten mehr als zwanzig Rechteinhabergruppen Erklรคrungen, in denen sie ihn als โ€žeinen eklatanten Rรผckschritt, der das Mandat der UNEA 5/14 verrรคtโ€œ (GAIA/BFFP Africa), โ€žeinen gefรคhrlichen Rรผckschrittโ€œ (Azul) sowie โ€žein politisches Versagen, sich der Situation zu stellenโ€œ (Environmental Investigation Agency) bezeichneten. Das Center for Coalfield Justice verurteilte den Entwurf des Abkommens als โ€žpeinlichen, dreisten Verrat an den Gemeinschaftenโ€œ, wรคhrend das International Indigenous Peoplesโ€™ Forum on Plastics (IIPFP) ihn als โ€žhoffnungslose Kapitulation vor der fossilen Brennstoffindustrieโ€œ bezeichnete und darauf hinwies, dass der Entwurf Menschenrechte, einschlieรŸlich der Rechte indigener Vรถlker, nicht berรผcksichtigt und indigene Vรถlker zum Schein einbezieht und zum Schweigen bringt. 

Das Schweigen brechen

Nur wenige Minuten nachdem der Vorsitzende des INC den neuen Entwurf des Abkommens verรถffentlicht hatte โ€“ in dem die wichtigsten Bestimmungen zur wirksamen Bekรคmpfung der Plastikverschmutzung fehlen โ€“ veranstalteten die betroffenen Gemeinden eine Aktion direkt vor dem Plenarsaal. Diesmal erhoben die Menschen laut und deutlich ihre Stimme und forderten ambitionierte Lรคnder auf, โ€žihre Macht und ihre Stimme zu nutzen, um die Plastikverschmutzung fรผr die Gemeinden, unseren Planeten und zukรผnftige Generationen zu beendenโ€. 

Dienstag, 12. August 2025

Wir haben die folgenden positiven (โœ…) und negativen (โŒ) Punkte beobachtet:

โœ…Anlรคsslich des Internationalen Tages der Jugend fanden mehrere Veranstaltungen statt, bei denen indigene Jugendliche, Mรผllsammler:innen und Umweltschรผtzer:innen Lรถsungen fรผr Wiederverwendung / Mehrweg und von Jugendlichen initiierte Initiativen vorstellten. Der Leiter der panamaischen Delegation hielt eine beeindruckende Rede darรผber, wie junge Menschen weltweit an vorderster Front zivilgesellschaftliche Bewegungen anfรผhren. Die panamaische Delegation ist eine der jรผngsten bei den Verhandlungen.

โœ… Am frรผhen Morgen organisierten Dutzende Beobachterinnen im Palais des Nations eine stille Protestaktion, um die zu den Verhandlung eintreffenden Minister:innen zu empfangen. Eine vielfรคltige Gruppe von Rechteinhaberinnen hielt Schilder hoch, auf denen sie die Staaten dazu aufriefen, Mut zu zeigen und sich nicht lรคnger hinter dem Vorwand des Konsenses zu verstecken.

โœ… Bei einer Pressekonferenz betonte die Koalition aus Wissenschaftler:innen, dass Plastikverschmutzung sowohl Menschen als auch die Umwelt รผber ihren gesamten Lebenszyklus hinweg schรคdige. โ€žWir wissen heute bereits genug, um dringendes Handeln zu rechtfertigen. „Die Wissenschaft zu ignorieren, wird die Auswirkungen von Plastik auf Gesundheit und Umwelt nur verschlimmernโ€œ, so die Koalition.

โœ… In den Diskussionen รผber die Produktionsreduzierung in Artikel 6 meldeten sich ambitionierte Staaten zu Wort, obwohl weniger ambitionierte Lรคnder weiterhin versuchen, den Konsens als Schutzschild zu nutzen, um ein wirksames Abkommen zu verhindern. Eine Delegation erinnerte dabei ausdrรผcklich daran, dass es โ€žnicht angebracht ist, wenn eine Partei zu irgendeinem Artikel ein Veto vorschlรคgtโ€œ.

โŒ Die Zeit lรคuft, und die Lรคnder haben noch keine wesentlichen Fortschritte erzielt, um bis Ende der Woche ein starkes Plastikabkommen auf den Weg zu bringen. Den Berichten aus den Kontaktgruppen zufolge drehen sich viele informelle Treffen weiterhin um allgemeine Diskussionen und die Positionierung der Lรคnder statt um konkrete Verhandlungen รผber den Text, was bei den Delegationen zu Frustrationen fรผhrt. Da die abschlieรŸende Plenarsitzung in weniger als 40 Stunden angesetzt ist, haben viele Lรคnder erneut betont, dass wir an einem Scheidepunkt stehen.

โŒ Der INC-Vorsitzende Luis Vayas und die INC-Generalsekretรคrin Jyoti Mathur-Filipp trafen sich mit rund 300 Beobachter*innen โ€“ in einem Raum, der fรผr diese Zahl deutlich zu klein war. Gemeinsam sprachen sie lediglich zehn Minuten und blieben nicht, um Fragen zu beantworten. Der einzige bemerkenswerte Kommentar, den die INC-Generalsekretรคrin gleich zweimal erwรคhnte, lautete: โ€žAm 15., wenn wir aufwachen, werden wir feiern.โ€œ Sie zeigte sich optimistisch, dass 1) wir am Donnerstag nicht die ganze Nacht durchverhandeln werden und 2) wir am Freitag Grund zum Feiern haben. Hoffen wir, dass sie recht behรคlt.

โŒ In den Diskussionen zu Artikel 6, der die Reduzierung der Plastikproduktion behandelt, hรถrten wir weiterhin die gleichen Argumente der Lรคnder mit niedrigen Ambitionen, die versuchen, die Verhandlungen auf Abfallmanagement zu beschrรคnken.

โŒ Die Verhandlungsfรผhrer*innen des Plastikabkommens โ€“ selbst jene mit geringen Ambitionen โ€“ atmen alle Mikroplastik ein. Nach Probenahmen in AuรŸen- und Innenrรคumen wie Cafรฉs, รถffentlichen Verkehrsmitteln und Geschรคften in Genf bestรคtigte eine neue Greenpeace-Studie das Vorhandensein von Mikroplastik in der Luft โ€“ darunter Polyester, Nylon, Polyethylen, Vinyl-Copolymere und Celluloseacetat, wie sie typischerweise in Kleidung, Verpackungen und Einrichtungsgegenstรคnden vorkommen. Hoffentlich kann diese Studie als Mahnung dienen, wie dringend ein zweckmรครŸiges Plastikabkommen ist


Jugendliche fordern mutiges Handeln

Der Internationale Tag der Jugend fiel genau in die Zeit der Verhandlungen in Genf, und Jugendgruppen verschafften sich Gehรถr. Das Youth Plastic Action Network, der WWF und Global Youth Voices hielten eine Prรคsentation und eine Podiumsdiskussion mit dem Titel โ€žJugend fรผr eine plastikfreie Zukunftโ€ ab, bei der sie Geschichten รผber von Jugendlichen geleitete Gemeinschaftsinitiativen austauschten und hervorhoben, wie sich die Verschmutzung durch Plastik auf ihre Gemeinden auswirkt. Diese Changemaker*innen stellten Lรถsungen vor, darunter auch die Wiederverwendung. Sie verwiesen auf fรผhrende Studien, die zeigen, dass Recycling nicht ausreicht, und drรคngten darauf, dass Jugendliche entlang des gesamten Lebenszyklus einbezogen werden: โ€žLasst uns zusammenarbeiten, um von Jugendlichen initiierte Lรถsungen zu unterstรผtzen und eine gerechtere, friedlichere und nachhaltigere Welt von Grund auf aufzubauenโ€, sagte der 14-jรคhrige jรผngste Delegierte. Zum Auftakt des Internationalen Tages der Jugend sammelten Gruppen unter dem Motto โ€žZeig uns, wie die Plastikkrise deine Haustรผr erreichtโ€œ Bilder von Menschen aus aller Welt und fรผgten sie zu einem groรŸen Mosaik eines von Plastik umgebenen Herzens zusammen.

Hรถrt auf, euch hinter dem Konsens zu verstecken

Um sicherzustellen, dass Lรคnder ambitionierte MaรŸnahmen ergreifen kรถnnen, ohne dass eine Handvoll wenig ambitionierter Regierungen ihr Veto einlegen, mรผssen die Delegierten in der Lage sein, Entscheidungen zu wesentlichen Fragen durch Mehrheitsbeschluss zu treffen, wenn kein Konsens zwischen allen Parteien erzielt werden kann.

Um sicherzustellen, dass wir ein ambitioniertes Abkommen erreichen kรถnnen, haben heute Dutzende von Mitgliedern und Verbรผndeten von Break Free From Plastic aus aller Welt die Minister und Delegierten der Lรคnder im Palais des Nations mit einer einheitlichen Botschaft begrรผรŸt: โ€žHรถrt auf, euch hinter dem Konsens zu verstecken! Zeigt Mut fรผr zukรผnftige Generationen!โ€œ

Montag, 11. August 2025

ยฉ BreakFreeFrom Plastic

Wir haben die folgenden positiven (โœ…) und negativen (โŒ) Punkte beobachtet:

โœ…Mindestens 120 Lรคnder unterstรผtzen nun einen eigenstรคndigen Artikel zum Thema Gesundheit. Dies wรผrde die Einbeziehung der fรผr Gesundheit zustรคndigen Ministerien und des gesamten Gesundheitssektors bei der Umsetzung vereinfachen. Einige Lรคnder รคuรŸerten die Notwendigkeit, das Thema Gesundheit im gesamten Abkommenstext (insbesondere in den Artikeln 3, 5 und 6) zu berรผcksichtigen, um bedenkliche Chemikalien, Transparenz bei Zusatzstoffen und Polymertypen sowie damit verbundene Gesundheitsrisiken zu behandeln.

โœ…Sรผdafrika und Gambia haben im Namen der afrikanischen Verhandlungsgruppe eine Intervention abgegeben, um ihr โ€ž[โ€ฆ] starkes Engagement fรผr einen sozial gerechten Wandel zu bekrรคftigen, der die Beteiligung von Arbeitnehmer:innen in informellen und kooperativen Strukturen, einschlieรŸlich Abfallsammler:innen, erleichtertโ€œ. Diese ร„nderungsvorschlรคge wรผrden โ€žbedeutende SchutzmaรŸnahmen und Verbesserungen der Lebensgrundlagen von รผber 40 Millionen Abfallsammler:innen und ihren Familien weltweit gewรคhrleistenโ€œ.

โœ…Bei einer Pressekonferenz von Climate Home News diskutierten Vertreter:innen der Zivilgesellschaft und der panamaische Delegierte Juan Carlos Monterrey Gรณmez รผber die Auswirkungen eines schwachen bzw. starken Plastikabkommens auf das Klima. 

โœ… US-amerikanische Aktivist*innen veranstalteten eine Pressekonferenz รผber die Bedeutung Schwarzer Stimmen bei INC-5.2 und darรผber hinaus. Sie wiesen darauf hin, dass Schwarze Gemeinschaften in den USA nach wie vor stark von globaler Umweltpolitik betroffen sind, jedoch innerhalb der Struktur der Major Groups and Other Stakeholders (MGoS) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEA) nicht offiziell anerkannt werden.ย 

โŒ In den Diskussionen รผber Artikel 19 zum Themaย menschliche Gesundheit und Plastik lehnen einige Lรคnder mit geringen Ambitionen weiterhin einen eigenstรคndigen Artikel zum Thema Gesundheit ab. Diese Lรคnder argumentieren, dass diese Aspekte bereits von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abgedeckt seien. In Wirklichkeit erfordert der Schutz der menschlichen Gesundheit vor den Auswirkungen von Kunststoffen jedoch die Koordinierung zwischen verschiedenen multilateralen Institutionen sowie anderen Akteur:innen auf internationaler und nationaler Ebene.

โŒ Der vorgeschlagene Text fรผr Artikel 8 zum Management von Kunststoffabfรคllen ist nach wie vor schwach. Einige Lรคnder argumentieren unter Berufung auf die Regeln der Welthandelsorganisation und bestehende multilaterale Umweltabkommen (MEAs), dass das Abkommen keine Handelsbestimmungen enthalten sollte. ย Handelsbestimmungen sind jedoch unerlรคsslich, um Schlupflรถcher zu schlieรŸen, die es Lรคndern mit hohem Einkommen ermรถglichen, Lieferungen falsch zu deklarieren, die Regeln zur vorherigen Zustimmung (PIC) zu umgehen und den illegalen Handel mit Abfรคllen zu erleichtern. Das Abkommen sollte die PIC- und Transparenzanforderungen auf alle Kategorien von Kunststoffabfรคllen ausweiten, um eine umfassende รœberwachung zu gewรคhrleisten und die Umgehung von Vorschriften zu verhindern.

โŒ Trotz der Forderungen wรคhrend der zweiten Plenarsitzung am Samstag, die Verhandlungen zu beschleunigen, kamen die Diskussionen รผber Finanzmechanismen heute nur langsam voran. Der GroรŸteil der Sitzung konzentrierte sich auf die Diskussion von ร„nderungen an einer FuรŸnote und anderen Verfahrensfragen statt auf Verhandlungen รผber den Text. Viele Lรคnder drรคngten darauf, mit der Arbeit an Artikel 12 zu beginnen, der den Aufbau von Kapazitรคten, technische Hilfe, Technologietransfer und internationale Zusammenarbeit behandelt.


โ€žDie Geschichten, die wir mit uns tragen“: Schwarze Stimmen bei INC-5.2 und darรผber hinaus.

Heute haben Black Women for Wellness, The Descendants Project und Break Free from Plastic gemeinsam mit Fรผhrungspersonen von Breathe Free Detroit, Port Arthur Community Action Network, Beyond Petrochemicals und EarthDay.org eine Pressekonferenz abgehalten, um wรคhrend INC-5.2 die Stimmen Schwarzer Menschen in den USA hervorzuheben.

Die Redner*innen betonten, dass Schwarze Gemeinschaften in den USA in jeder Phase des Lebenszyklus der Plastikverschmutzung leiden โ€“ sei es an den Grenzen von fossiler Brennstoffgewinnung, Kunststoffproduktion oder Verbrennung โ€“, doch wurden Schwarze Stimmen wรคhrend der Verhandlungen zum Plastikabkommen massiv von Vertretung und Anhรถrung ausgeschlossen.

Entstehung von โ€šThe Thinkerโ€™s Burdenโ€˜

ยฉ Trixie Guerro / BreakFreeFrom Plastic

โ€žThe Thinkerโ€™s Burdenโ€œ ist eine sechs Meter hohe Neuinterpretation von Rodins ikonischer Skulptur, geschaffen vom kanadischen Kรผnstler Benjamin Von Wong zusammen mit SLS Illusions fรผr die Verhandlungen zum Globalen Plastikabkommen INC 5.2. In dieser Version wiegt โ€žDer Denkerโ€œ ein Baby in den Armen, sitzt auf Mutter Erde und ist in eine DNA-Strang verwoben โ€“ ein eindrucksvolles Symbol fรผr die wachsenden Gesundheits- und Umweltbedrohungen durch eine unregulierte Kunststoffindustrie. Das Kunstwerk wurde aus Pappmachรฉ, Holz, Stahl und lebenden Ranken gefertigt und wird im Verlauf der Verhandlungen langsam von einer Welle aus Plastikmรผll verschlungen โ€“ eine lebendige Metapher fรผr das toxische Erbe, das wir kรผnftigen Generationen hinterlassen riskieren.

Hier gibt es ein Hintergrundvideo mit dem Kรผnstler: Die Bรผrde des Denkers โ€“ Kunst an der Front der globalen Verhandlungen zum #PlasticsTreaty (INC 5.2) – YouTube